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Jüdisches Leben in Wilhermsdorf: Die Pinselfabrik Michelsohn & Keiner und die Synagoge

#heimatlandkreisfürth

In unserer Landkreiskommune Wilhermsdorf sind wirklich einige spannende Spuren jüdischen Lebens zu entdecken. Heute möchten wir Euch die ehemalige Pindelsfabrik Michelsohn & Keiner sowie die damalige Synagoge in Wilhermsdorf vorstellen. Wenn Ihr selbst einmal die Möglichkeit habt, in Wilhermsdorf auf Spurensuche jüdischen Lebens zu gehen, nutzt sie. Es lohnt sich. 

Die Pinselfabrik Michelsohn & Keiner

Die Pinselfabrik Michelsohn & Keiner wurde im Jahr 1881 von den beiden Juden Jakob Michelsohn und seinem Schwager Julius Keiner gegründet. Die Pinselfabrik war mit ihren bis zu 120 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Wilhermsdorf. Die erste Arbeitsordnung im Ort regelte die Pflichten und Rechte der Belegschaft: Damit wurde unter anderem die Arbeitszeiten von bis zu 67 Wochenstunden (Montag bis Samstag) und eine Krankenpflichtversicherung für die Beschäftigten festegelegt. Die Fabrikleitung von Michelsohn & Keiner hatte immer ein gutes wertschätzendes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern. Die Firma wurde von den Arbeiterinnen und Arbeitern auch die Pinselbuden genannt, fast jede Familie in Wilhermsdorf hatte einen Beschäftigten dort. 

In der Fabrik wurden Pinsel aller Art, Bürsten und Schrubber hergestellt. Außerdem pflegte sie Geschäftsverbindungen in bis zu 25 Ländern. Sie hatte Niederlassungen in Leipzig und Schlesien.

1939 erfolgte schließlich die "Arisierung" der Firma. Die Firma wurde ab diesem Zeitpunkt von einem "deutschen" Unternehmen geleitet. 

Foto: Geschäftsführer und Belegschaft der Pinselfabrik Michelsohn & Keiner; Hauptstraße 10 und 10a; Copyright Hr. Hollenbacher 

Die ehemalige Synagoge in Wilhermdorf 

Schon im Jahr 1568 werden in einem Salbuch eine "Schul" (Synagoge) und ein jüdischer Friedhof erwähnt. Pfarrer J. Chr. Wibel bestätigt in seiner "Historischen Beschreibung von Wilhermsdorf" (1742) diese Synagoge, deren Standort allerdings unbekannt ist. Im Jahre 1727 errichtete die jüdische Gemeinde in einem Rückgebäude eine Synagoge, die auf dem sog. Wagner Plan von 1771 die Nummer 117, heute Hauptstraße 2, verortet wurde. 

Unter den Gemeindevorständen Heinrich Ehrenbacher und Moritz Spalter wurde die Synagoge zwischen Februar und August 1893 abgebrochen und mit einem Taharahaus (Totenhaus) und einer israelitischen Schule nach Plänen der örtlichen Bau- und Zimmermeisterei Kiesel, Reichel und Streng wiederaufgebaut. Im Oktober 1938 wurde die Synagoge durch junge Nazifanatiker geschändet und die Inneneinrichtung zerstört.

Die Marktgemeinde kaufte anschließend die Synagoge unter Wert und verkaufte sie weiter an einen Privatmann. Heute wird sie als Wohnhaus genutzt.

WHD Synagoge hist