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Jüdischen Lebens in Zirndorf: Das Meinstein-Haus

#heimatlandkreisfürth

Das tolle Fachwerkhaus, das auf dem Bild zu sehen ist, steht ganz in der Nähe des Marktplatzes in Zirndorf. Das Haus, welches auch heute noch toll erhalten ist, trägt jüdische Geschichte in sich. Denn im Jahr 1885 wurde es vom jüdischen Viehhändler Salomon Meinstein aus Zirndorf für 15.700 Mark aus einem Nachlass gekauft. Zu dieser Zeit bestand es aus einem Wohnhaus mit „Ökonomiegebäuden“, Nebengebäuden, Hofraum und Würzgarten. Die Fläche umfasste insgesamt 780 Quadratmeter.

Aufgrund der niedrigen Hausnummer, nämlich der Nummer 60, deutet vieles darauf hin, dass das Gebäude spätestens im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Die Besitzer ergänzten es um weitere Remisen, erneuerten die Dung- und Jauchegruben und erstellten später auch eine Werkstatt mit Garage.

Salomon Meinstein war einer der wenigen Zirndorfer Juden, die finanziell gut situiert waren. Er besaß frühzeitig das Bürgerrecht und hatte zwei Stimmen in der Gemeindeversammlung. Als sein Sohn Julius im Jahre 1914 das Anwesen übernahm, hatte es einen Wert von 20.000 Mark. 

Die Nationalsozialisten bezichtigten Julius Meinstein später politischer Umtriebe und ließen ihn 1933 von der Gendarmerie verhaften. Er verkaufte das Anwesen für 27.000 Mark und verließ mit seiner Familie die Stadt. Im Jahre 1938 die Familie Meinstein nach Amerika.

Die Geschichte des Meinsteinhauses in Zirndorf ging weiter. 1905 wurde auf der Vorderseite des Hauses ein Laden mit Schaufenster eingebaut. Dieser wurde vermietet. Später befand sich darin ein Textilgeschäft der Firma Freising & Co. In der Pogromnacht 1938 wurde der Laden von Inhaber Fritz Krämer demoliert und um seinen gesamten Warenbestand beraubt. In der Nachkriegszeit wurde das Anwesen unterschiedlich genutzt. In den 1970er Jahren bezog die Arbeiterwohlfahrt die Räume im ersten Stock für Büros des Kreisverbandes Fürth-Land. Im Laden gab es zuletzt Sämereien, Pflanzen und Utensilien für den Garten.

2003 kaufte die Familie Eder das Anwesen und sanierte es aufwändig. Seitdem befinden sich im Wohnhaus auch Ferienwohnungen. Der große Stall wurde umgebaut für ein Café. 

Das Foto vom „Meinstein-Haus“ stammt aus dem Familienarchiv der Familie Eder und wurde wahrscheinlich in den 1920er Jahren aufgenommen.